Wo das Tohuwabohu zur Sinfonie wird

2012 erhielt die Marktkirche in Goslar eine neue Orgel, deren Prospekt auf den ersten Blick verwundert: die Pfeifen nicht nach der Größe „wie Orgelpfeifen“ halt, sondern durcheinander, etwas chaotisch, wie die Erde am ersten Schöpfungstag, ein Tohuwabohu. Wenn sie gespielt wird, erklingen die Pfeifen alle auf ihre Weise und es entsteht eine Sinfonie – ein Zusammenspiel der Töne. Aus dem Chaos wird eine Ordnung. „Und siehe, es war sehr gut“ (Gen 1,31). Wen wundert es da, dass sieben Pfeifen goldene Zungen haben?
Die Marktkirche 1151 als romanische Basilika erbaut, 1295 um einen gotischen Chor erweitert und 1336 mit weiteren Schiffen versehen. 1528 wird die Kirche evangelisch. Sie birgt viele kleine Schätze wie die Christusfigur von Jakob Oberhollenzer 1997 geschaffen, wie die Renaissance-Kanzel, auf der Adam und Eva beide mit einem Apfel dargestellt werden, wie die Fenster von Johannes Schreiter, das Taufbecken von 1573 oder die Figur der Ruach. Leider beschädigt die Wandmalerei der Zehn Gebote von 1490, auf denen immer wieder der Teufel zu sehen ist, der die Menschen verführt.
Es macht Freude, in der Kirche zu verweilen. Eine gute Station auf dem Weg nach Magdeburg.


Goslar ist berühmt wegen der mittelalterlichen Kaiserpfalz, in der über Jahrhunderte die Kaiser wohnten, wenn sie auf ihren Zügen durch das Land in die Gegend kamen. Was Heinrich III. geschaffen, haben die Preußen im 19.Jahrhundert adaptiert und sich mit den Saliern und Staufern geschmückt. Irgendwo muss man die Kultur ja herbekommen.


An einem Kleinod laufen viele auf ihrem Weg vom Parkplatz in die Stadt vorbei: die romanische nördliche Eingangshalle des alten von Heinrich III. erbauten Doms, den die Menschen aus Goslar im 19.Jahrhundert niederrissen, weil eine Renovierung ihre finanziellen Möglichkeiten überstieg. Geblieben ist dieses romanische Gebäude, das einen in den Bann zieht, wenn man von der Stadt aus auf das Gelände kommt.
Auf dem Giebel der Fassade thronen die Gottesmutter mit dem Kind umgeben von Engel, darunter die Apostel Simon und Judas, deren Fest am Geburtstag des Kaisers gefeiert wurde. In der Mitte der Stadtpatron Goslars, der Hl. Matthias und außen die Kaiser Heinrich III. und Friedrich II. Ihre 1000jährige Geschichte verleiht den Figuren ein majestätisches Aussehen. In der Vorhalle unter ihnen sieht man eine Kopie des Kaiserstuhls, dessen Original in der Kaiserpfalz steht.

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