Dritter Tag unserer Bodensee-Rundreise
Die Hübschlerinnen, die bei mittelalterlichen Großveranstaltungen, Krönung oder Kirchenversammlung, auch immer anwesend waren, sind immer ein begehrtes Thema bei zweitklassigen Stadtführer*innen. So auch heute in Konstanz, wo man den Dirnen beim Konstanzer Konzil, das im 15.Jahrhundert stattfand, 1993 ein Denkmal gesetzt hat: die Imperia am Hafen der Bodensee-Stadt. Marketing-Strategen haben das Dirnen-Denkmal zum Wahrzeichen der Stadt erklärt. Seltsam.
Das Konzil im 15.Jahrhundert war gewiss der Höhepunkt in der Stadtgeschichte, deren Gegenwart u.a.von einer angesehenen Universität geprägt ist. Das Konzil versuchte 100 Jahre vor der Reformation Ordnung in die Kirche zu bringen, die damals von gleich drei Päpsten in verschiedenen Städten regiert wurde. Fortan gab es dank kaiserlicher Unterstützung nur noch einen Papst, die notwendigen inneren Reformen aber blieben auf der Strecke.
Die Konzilsversammlungen fanden im Konstanzer Münster statt, dessen romanischer Kern im 13.Jahrhundert eine gotische Erweiterung erfuhr. Ein Juwel ist die Krypta des Hl.Pelagius, aber auch die Mauritiusrotunde, eine eingeschossige Rundkapelle, die die Grabeskirche in Jerusalem symbolisierte. Nach 940 wurde sie erbaut und um 1300 erneuert. Eine frühgotische Nachbildung des Heiligen Grabes kam 1260 in das Bauwerk und diente den Pilgern als Ersatz für das Original in Jerusalem, das nicht mehr erreichbar war.
Die Klosterinsel Reichenau unweit von Konstanz ist seit 2000 UNESCO Weltkulturerbe. Drei Kirchenbauten zeugen von der Arbeit der Mönche auf der Insel, die man mit Recht eine „Wiege der abendländischen Kultur“ nennt. In St.Georg finden wir frühmittelalterliche Wandmalereien (um 1000), den größten zusammenhängenden Zyklus monumentaler Wandmalerei nördlich der Alpen.
Hier stößt der Besucher auch auf gewiss heute nicht mehr gendergerechte Darstellung schwatzhafter Frauen, deren Geplapper (wörtlich „pla,pla“) nicht auf eine Kuhhaut gehe. Nicht nur im 14.Jahrhundert hat man so negativ über Frauen geurteilt.
Machtvoll erhebt sich die Klosteranlage mit dem Münster St. Maria und Markus, die im 8.Jahrhundert begonnen und im 15.Jahrhundert seine heutige Gestalt erhielt. Kostbare Reliquien gehören zum Schatz dieser Kirche. Das Skriptorium des Kloster war gewiss eines der bedeutendsten in Europa. Die wichtigsten Handschriften wurden 2003 in die Liste des „Memory of the World“ der UNESCO aufgenommen.
Die Peterskirche in Niederzell wurde ursprünglich im 8.Jahrhundert von Egino von Verona erbaut. Am Ende des 11.Jahrhunderts errichtete man den heutigen Kirchenbau auf den Fundamenten des karolingischen Baus. In der Apsis befindet sich ein Beispiel für die Reichenauer Monumentalmalerei aus der Zeit zwischen 1104 und 1134: Christus thronend über den Aposteln und Propheten.
Ich habe wieder gelernt. Die Bla – Bla – Weiber und das Dirndl Denkmal waren mir kein Begriff. Das Münster weckt Erinnerungen an frühere Besuche. Aber die Schätze auf der Reichenau sind ein Highlight. Da bin ich schon etwas traurig, was mir entgeht.
Viel Freude weiter wünscht Gerty Bär
Musste natürlich Dirnen – Denkmal heißen!!