„Arme“ Zisterzienser, eine Schwedenkugel und eine Burgunder-Orgel

Der zweite Tag unserer Juwelensuche

Eine der schönster Barockkirchen, die Birnau oberhalb des Bodensees, ist gleichzeitig ein Beweis für die Dekadenz des Zisterzienser-Ordens im 18.Jahrhundert. Schlicht und ohne Ausstattung sollten die Kirchen des Zisterzienser-Ordens sein, so hatte es der Hl. Bernhard von Clairveaux gewollt und so haben wir es auch auch bei unserem Aufenthalt in Burgund vor einigen Jahren gesehen. Das Gegenteil davon ist die Wallfahrtskirche Birnau, wo ein altes Gnadenbild der Muttergottes verehrt wird. Von den Zisterziensern im Kloster Salem erbaut, ist sie reich ausgestattet mit kunstvollen Altären, Malereien und Skulpturen: die bekannteste ist der Honigschlecker am Bernhardsaltar. Erbaut zur größeren Ehre Gottes ist sie doch auch ein Beweis dafür, wie weit sich der Orden von den Idealen seines Gründers entfernt hat.

Die Bürger von Überlingen haben die St.Nikolaus-Kirche von 1350 bis 1576 als fünfschiffige spätgotische Basilika erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt von den Schweden beschossen, aber nicht eingenommen. Eine Kanonenkugel im Kirchenschiff erinnert daran.

Das überregional bedeutsamste Kunstwerk des Münsters ist der geschnitzte Hochaltar, den der Überlinger Holzschnitzer Jörg Zürn und seine Mitarbeiter von 1613 bis 1616 schufen. Er besteht aus unbemaltem Lindenholz und ist mit 23 lebensgroßen sowie über 50 kleinen Figuren, teilweise in szenischen Darstellungen, dekoriert. Zentral ist die Geburt Christi dargestellt, darunter Verkündigung und oberhalb die Krönung der Jungfrau Maria. Auf der vierten Ebene, unterhalb des abschließenden Kruzifixes, thront eine Figur des Bischofs Nikolaus von Myra, des Patrons der Kirche.

Wie kommt der Burgunder-Wein an den Bodensee?
Als Abt Anselm im 18.Jahrhundert den Auftrag für gleich vier Orgeln in der Abteikirche des Klosters Salem erteilte, bekam der schwäbische, aber in Dijon ansässige Orgelbauer Karl Joseph Riepp den Zuschlag. Er baute nicht nur die Orgel, sondern brachte auch auf Bitten des Abtes Burgunder-Weinreben mit an den Bodensee, die seitdem hier gedeihen.

Das Kloster Salem, ursprünglich von den Zisterziensern zur Zeit des Hl. Bernhard gegründet und damit eines der ältesten Zisterzienser-Klöster im deutschen Sprachraum, wurde im 18.Jahrhundert eine Abtei deren Ausstattung ihren Reichtum widerspiegelte. Auch der Kirchenraum wurde entsprechend umgestaltet. Das Inventar umfasst Ausstattungsgegenstände aus der Zeit der Spätgotik, des Barock, des Rokoko und des Klassizismus. Es ist nach dem Ulmer und dem Freiburger Münster die drittgrößte gotische Kirche Baden-Württembergs.

Am 23. November 1804 wurde Kloster Salem geschlossen. Zum Zeitpunkt der Aufhebung hatte Salem enorme jährliche Einkünfte und besaß Vermögenswerte von rund drei Millionen Gulden, darunter 330 Quadratkilometer Land. In dieser Säkularisation fiel die ehemalige Abtei an das Großherzogtum Baden, das die Gebäude erhielt. Die Kirche wurde Pfarrkirche der katholischen Gemeinde Salem.

Max von Baden lud 1920 den Pädagogen Kurt Hahn ein, im Klostergebäude eine Reformschule zu eröffnen. Das Internat Schule Schloss Salem zählt heute zu den renommiertesten Privatschulen Deutschlands und hat nach wie vor im Westteil des Schlosses seinen Hauptsitz. Im Schloss selbst werden allerdings nur noch die Schüler der Mittelstufe unterrichtet.

Ein Gedanke zu „„Arme“ Zisterzienser, eine Schwedenkugel und eine Burgunder-Orgel“

  1. Ich freue mich über die täglichen Berichte der Bodensee- Reise an der ich nicht teilnehmen konnte und lese sie mit Interesse. Schade wegen der fehlenden Fotos.
    Ansonsten danke und einen guten weiteren Verlauf der Reise.

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