Wer mit dem Tod tanzt

Das 14./15.Jahrhundert war nicht nur geprägt vom Hundertjährigen Krieg, auch Epidemien und andere Geißeln suchten die Menschheit heim. Das Thema „Tod“ war sehr präsent. So verwundert es nicht, dass auch in der Kunst Darstellungen entstanden, die das Thema behandelten: der Totentanz, danse makabre.

In der Kirche der Abtei Le Chaise Dieu ist eine der ersten Werke zu sehen. Auf 26 Metern sind 24 Gestalten auf drei Fresken verteilt. Während der Tod tanzt, scheinen die Menschen zu schreiten. Jeweils eine Darstellung des Todes und ein Lebender reihen sich in einer langen Kette aneinander. 

Im Tod sind alle gleich. Jeder muss diesen Weg gehen. Angefangen vom Papst und den KIrchenleuten……
Über die Vornehmen und Reichen
Bis hin zu den einfachen Menschen. Vor dem Tod sind alle gleich.

Die Abtei wurde zu Beginn des 11.Jahrhunderts gegründet. Die Casa Dei (Haus Gottes) thront auf 1000 m Höhe in der Auvergne und hatte eine ähnliche Bedeutung wie Cluny. Schon bald umfasste der Konvent 300 Mönche.


Der spätere Papst Clemens VI. ließ die Kirche im 14.Jahrhundert neu bauen und machte sie zu seiner Begräbnissstätte. Schon in der Zeit der Reformation wurde sie von calvinistischen Truppen geplündert. In der Revolution wurde der Konvent aufgelöst. Heute hat sich hier die Gemeinschaft der Johannes-Brüder angesiedelt.

Wenn die Frauen nicht wären….

Wie stellt man die Auferstehung Jesu dar? Für die romanischen Steinmetze der Auvergne waren es die Frauen, die auf den Kapitellen die Osterbotschaft repräsentierten. Wie auf dem Kapitell in Mozac, das heute in Augenhöhe zu sehen ist.

 

Frauen mit den Salbgefässen eilen zum Grab.
Die römischen Soldaten schlafen
Das leere Grab – ein Tempel. Links der Engel, der zu den Frauen spricht.

Männer waren es, die für die Geschichte der Abtei stehen: Ein gewisser Calminius, der in der Merowingerzeit im 7.Jahrhundert die erste Kirche baute und im „Geruch der Heiligkeit“ starb.

Die Reiliquien des hl. Austremonius, die im 9.Jahrhundert nach Mozac kamen, führten zu einem größeren Kirchenbau, um die Pilger aufzunehmen.

Hugo von  Cluny ließ dann 1095 die romanische Basilika bauen, die der Kirche von Issoire an Größe fast gleich kam.

Deutlich sieht man die Reste der romanischen Basilika
Der Turm im Westen stammt wohl teilweise noch von der Vorgängerkirche aus dem 9.Jahrhundert

Erdbeben im 15.Jahrhundert ließen Chor und Querschiff der Kirche einstürzen. Mangelnde Finanzmittel verhinderten den Wiederaufbau. Der Chorraum wurde verkleinert und in gotischer Bauweise errichtet.

Eine seltsame Kombination: Lannghaus aus dem 12.Jahrhundert und Chorraum aus dem 15.Jahrhundert

Heute ist die einst prächtige und reiche Abteikirche der Benediktiner die Pfarrkirche von Mozac. Und  wieder sind es die Frauen, die für das Leben der Gemeinde heute sorgen.

Romanisches Tympanon: Maria, Johannes (rechts) , Petrus, Bischof Austremonius und der Abt von Mozac (links)

 

 

Ein schwarzer Schrein für eine Goldene Frau

1166 als in Bonn die Gebeine der hl. Cassius und Florentius zur Ehre der Altäre erhoben werden  wird in Orcival die Wallfahrtskirche vollendet. Eine Kirche aus schwarzem Vulkanischen Gestein für die Goldene Madonna.


Wallfahrtskirche für viele Jahrhunderte, u.a.auch für die Jakobspilger. Die Figur hat die französische Revolution überstanden, weil man sie gesichert hatte.

Gut rasiert

Eine romanische Büste des hl. Baudimus ist das Besondere in dieser kleinsten der romanischen Kirchen der Auvergne, die wir in dieser Woche sehen.


Man beachte den akkuraten Haarschnitt und den gepflegten Bart bei dieser kupfer- vergoldeten Holzfigur. Der Heilige war ein Gefährte des Hl. Nektarius, zu dessen Ehre die Kirche erbaut wurde. 



Die schwarze Kirche aus vulkanischem Gestein ist weithin sichtbar. Von Randolf, dem Stifter, erzählen die Kapitelle des Chorumgangs. Hier kämpft er mit dem Teufel, hier wird er getröstet vom Heilsgeschehen, das auf dem Altar geschieht.

Die Engel blasen zum jüngsten Gericht
Christus steigt hinab in die Unterwelt und holt die Seelen hinauf
Randolf kämpft mit dem Teufel

Und ein Buch wird aufgeschlagen

Der Hymnus „dies irae“ gab Meister Robertus die Inspiration für die Kapitelle im Chorumgang von Notre Dame du Port in Clermont-Ferrand. Im Buch des Lebens will nicht nur der Stifter der Romanischen Kirche eingeschrieben sein. Auch der Beter in der Kirche soll wie Maria seinen Namen in diesem Buch finden.


Eine Kirche, die Ruhe und Frieden ausstrahlt. In der 2.Hälfte des 12.Jahrhunderts erbaut.

Der Himmel steht offen für die, die im Buch des Lebens stehen
Der Stifter Stephan lässt sich in das Buch eintragen.
Der Engel mit dem Buch des Lebens

Außen hui, innen naja…..

Die Mönche von Issoire wollten schon ein Zeichen setzen: ihre Kirche sollte nicht nur die größte im ganzen Gebiet sein, auch die reichhaltig gezierte.
So entstand ein bewundernswertes Chorhaupt – vertikal und horizontal strukturiert und gegliedert.

Die Tierkreiszeichen künden von Gott als Herrn des Universums, dessen Lob die Mönche im Inneren mehrmals am Tag erklingen ließen.

 

Im Inneren hat die Kirche durch die Ausamlung im 19.Jahrhundert, die den Bau zwar gerettet hat, viel von ihrer Ursprünglichkeit verloren.

Dafür faszinieren an der Nordfassade Darstellungen aus der Abrahmsgeschichte und  der wunderbaren Brotvermehrung aus der Entstehungszeit der Kirche in der 2.Hälfte des 12.Jahrhunderts.

125 Meisterwerke

Mit Brioude stand ein Bauwerk als erstes auf dem Programm unserer Reise, das über ein Jahrhundert gebaut wurde, „vom Frühling bis zum Herbst der romanischen Kunst“. Drei oder vier Generationen von Baumeistern haben dort ihre Spuren hinterlassen.
Die Gründungslegende ist so ähnlich wie die des Bonner Münsters. Der römische Soldat Julianus (Julien) lässt sein Leben für seinen Glauben und wird enthauptet. Dort wo man ihn bestattet hat, entsteht schon bald ein Martyrion, eine Gedächtnisstätte. Im 11. und 12.Jahrhundert wird die Kirche in mehreren Bauabschnitten errichtet.

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Auffallend der rote Sandtsein aus dem Allevier-Tal, der Kalstein aus Beaumont nahe Brioude, der dunkle Basalt, der Granulit und der Marmor. Lokale Gesteinsarten prägen das Bild der Kirche.

 

Sechs verschiedene Steinmetzwerkstätten haben insgesamt 125 Kapitelle geschaffen. Meisterwerke aus verschiedenen Epochen, unterschiedlich gestaltet. Außer im Chorrumgang keine biblischen Motiven.

Man kann sich kaum sattsehen an den vielen Stilelementen etwa des Chorhauptes, das letzte große romanische Bauunternehmen der romanischen Kunst in der Auvergne.

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